Der Traum eines jeden Autors, ist es – zu veröffentlichen. VER-ÖFF-ENT-LICHEN.
Natürlich ohne dafür zu zahlen. Ohne dafür in die Knie zu gehen. Ohne den Keller mit den Büchern füllen oder die Wände mit Zwangsabgaben vom Verlag tapezieren zu müssen (Bücher sind, ohne Frage, ein gutes Isolationsmaterial und dämmen hervorragend, aber dazu sind sie nicht gedacht – sie wollen gelesen werden).Es gibt Verlage, die nehmen Geld, viel Geld, dafür, dass ein Buch gedruckt wird. Es gibt Autoren, die bezahlen das Geld. Leider landet das Buch dann nie auf der Bestsellerliste, geschweige denn im Buchladen um die Ecke. Dieses Buch hat viel gemeinsam mit dem Sack Reis in China.
Es gibt Autoren, die schicken ihr Manuskript wieder und wieder auf die Reise zu allen gängigen und großen Verlagen. Per Post, per Mail, wie auch immer. Ich habe von einem Autor (unveröffentlicht) gehört, der sein ausgedrucktes Manuskript persönlich bei den Verlagen abgab. Im Copyshop gebunden und nett aufgemacht. Seit Jahren. Er schreibt jedes Jahr ein neues Buch, lässt es ausdrucken und binden – Ringbindung, versehen mit schönen Bildchen. Der Copyshopbesitzer macht inzwischen jedes Jahr im Sommer drei Wochen dicht und fährt in den Urlaub – der Autor nicht, ihm fehlt das Geld.
Die großen Verlage haben inzwischen Deals mit den gängigen großen Papierverwertern gemacht … weil so viele unverlangte Manuskripte auf die überladenen Tische der Lektoren flattern.
Dabei gibt es Alternativen.
Wer anfängt, darf auch klein anfangen. Kleinverlage sind klein, aber dadurch nicht unbedingt schlecht. Kleinverlage sind engagiert, das müssen sie sein, um zu überleben. Kleinverlage besetzen Nischen. Und auch Kleinverlage finden Leser. Manchmal sogar leichter als große Verlage. Manchmal. Ich hatte das Glück. Ein kleiner Krimiverlag am Niederrhein suchte Krimis – Romane. Bisher hatten sie nur Anthologien herausgebracht, es war Zeit, fanden die Buchhändler, für ein „richtiges“ Buch.
Das habe ich geliefert und es hat sich verkauft und verkauft und verkauft und es würde sich immer noch verkaufen, wenn es nachgedruckt würde.
„Wie heißt der Verlag?“, wurde ich von echten und wahren Schriftstellern gefragt.
„Wie? Nie gehört. Musstest du etwa zahlen?“ Ein leichtes, höhnisches Grinsen begleitete ihre Worte.
„Welchen Umsatz hat denn der Verlag?“, fragten sie, als ich sagte, dass ich natürlich nichts zahlen würde, sondern Tantiemen bekäme.
„Ach je, so ein Winzling. Na ja, Glückwunsch.“ Und dann wiesen sie mich auf ihre Veröffentlichungen bei namhaften Verlagen hin. Und erzählten mir von Garantiezahlungen. Die Höhe dieser Summen nannten sie nicht.
Jahr für Jahr trudelten bei mir Tantiemen ein. Immerhin.
Ich veröffentlichte vier Bücher bei dem Kleinstverlag, der inzwischen gewachsen war. Dann rutschte ich mit meiner nächsten Veröffentlichung in einen der kleinen Verlage im mittleren Bereich der Publikumslieblinge.
Und jetzt habe ich bei einem richtig großen Verlag unterschrieben. Was mir Wurscht ist, irgendwie. Nein, sicher, das ist ein tolles Gefühl – aber bei dem mittleren Publikumsverlag habe ich nicht annähernd so viele Bücher verkauft, wie bei dem engagierten Kleinverlag.
Man kann getrost von unten beginnen.
Manchmal muss man auch nicht unbedingt bis ganz oben auf die Leiter klettern. Ich zumindest nicht – mein Ziel war und ist es, Bücher zu veröffentlichen, die Leser finden. Ich bin also VER-ÖFF-ENT-LICHT. Meinen Namen findet man auf keiner Bestsellerliste, aber meine Bücher finde ich immer öfter in Buchhandlungen, nicht nur um die Ecke.
Und mit der Größe des Verlages ist das so eine Sache – manchmal ist die Diskussion um die Größe ja irgendwie auch … nun … peinlich. Das ist wie bei Penissen. Da ist die Diskussion um die Größe auch so eine Sache. Oder?
Ihre Ulrike Renk