Fundstücke 2 – Wanderungen auf Java

Manchmal finde ich im Altpapiercontainer eine Handvoll Bücher, die ich alle unbesehen mitnehme und erst zu Hause auf Brauchbarkeit prüfe. Ein anderes Mal liegen so viele Bücher in der Tonne, dass ich schon vor Ort prüfend auswähle und nur einpacke, was mir interessant erscheint. Kürzlich lachte mich ein Buch an, dessen farbiger Umschlag und Buchschnitt schon Altersspuren zeigte, das aber noch intakt war und mich zum Lesen einlud. Das Motiv, ein Tempel im Urwald vor einem Bergmassiv, sprach mich bereits an, der Untertitel »Wanderungen auf Java« gab dann den Ausschlag. Bücher über Reisen und Expeditionen habe ich schon als Kind gern gelesen, zum Beispiel über die von Sven Hedin durch China und die Mongolei. Interesse an solchen Reiseberichten habe ich auch heute noch, und es spielt überhaupt keine Rolle, ob es ein zeitgemäßes Buch ist oder die Reisen schon lange zurückliegen. Den Autor kannte ich noch nicht, doch waren Informationen schnell beschafft.

Karl Helbig (1903–1991) wuchs in Hildesheim auf, musste bereits früh für den Unterhalt der Familie sorgen. Er brach deshalb sein erstes Studium ab und arbeitete in einem Kalischacht, in einer Ziegelei, als Arbeiter in der Landwirtschaft und als Heizer in einem Göttinger Krankenhaus. Da er dem Drang, die Welt kennenzulernen, nicht widerstehen konnte, fuhr er als Kohlentrimmer und Heizer auf Handelsschiffen mit. Auf seiner ersten größeren Reise kam er nach Indien, wo er vom Tod seines Vaters erfuhr und darauf nach Deutschland zurückkehrte. Weitere Reisen gingen unter anderem nach Mexiko und Westindien. 1927 schrieb er sich noch einmal an der Universität Hamburg ein und studierte Geographie, Meereskunde, Geologie, Paläontologie und indonesische Sprachen. Das Studium finanzierte er sich als Hafenarbeiter.

1929 fuhr Helbig das erste Mal nach Java, hielt sich dort neun Monate auf, sammelte Material für seine Dissertation, die, nach seiner Rückkehr Anfang 1930 fertiggestellt, von der Universität Hamburg mit Auszeichnung bewertet wurde. Bis 1935 reiste er noch mehrmals nach Java. Diese Reiseerlebnisse bilden die Grundlage für das Buch »Zu Mahamerus Füßen – Wanderungen auf Java«, das 1954 bei Brockhaus in Leipzig erschien und von mir 2017 aus der Tonne gerettet wurde. Karl Martin Alexander Helbig erhielt 1988 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Das Land Mexiko zeichnete ihn mit dem Staatspreis für Wissenschaft aus.

Ihr Horst-Dieter Radke

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