Joan liest gerade: Michael Peinkoffer – Ork City

Es gab eine Zeit, da habe ich meine Tage in der stillen Gelehrsamkeit der Unibibliothek zugebracht und weil stille Gelehrsamkeit auf die Dauer ziemlich langweilig ist, habe ich damals viel Raymond Chandler gelesen – und meinen ersten Roman verfasst.

Ob Michael Peinkoffer, Verfasser der erfolgreichen Ork – Serie, auch über einen derart pflichtvergessenen Weg zum Schreiben gekommen ist, weiß ich natürlich nicht – aber gelesen hat er seinen Raymond Chandler definitiv. Der ganze Roman Ork City ist eine Hommage an den Großen der schwarzen Serie, vom schlapphuttragenden Privatermittler bis hin zur schönen femme fatale, nur dass die verführerische Dame der Nacht eben eine mysteriöse Halborkin ist. Fantasy meets Crime noir. Und es funktioniert hervorragend!

Wie schon in Blacksad – der Comicadaption des Genres – bieten die Stereotype der beiden Literaturformen eine herrliche Spielfläche für den Autor. Und Peinkoffer spielt mit fast kindlicher Freude, nichts lässt er aus: von der Telefonnummer auf dem Streichholzbriefchen bis zum Lammellenrollo. Herausgekommen ist – für mich – ein großartiges Lesevergnügen. Angesichts derartiger Detailfülle gerät der Fall mitunter etwas ins Hintertreffen, was mir persönlich wenig ausgemacht hat, denn mir war es herzlich gleich, wer nun den Agenten/Liebhaber der Grünen Falle den Krokodilen zum Frass vorgeworfen hat. Ich wollte einfach noch ein bisschen in dieser fantastischen Welt voller Zwergensyndikate und Wechselbälger bleiben. Im Grunde jedoch ist das schade, denn auch der Fall kann mit einer spektakulären und ausgesprochen originellen Auflösung punkten. Da bleibt nur zu hoffen, dass es bald einen zweiten Band gibt! Ich warte sehnsüchtig.

Joan Weng

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