Ich sag es Ihnen ganz ehrlich, ich gehöre zu den Leuten, die im Kino die Augen zu kneifen und sich die Hände auf die Ohren pressen, wenn es zu gruselig wird. Bei „The Ring“ musste ich nach dem Vorspann gehen, und selbst das als harmlos geltende Genre des „Teenie-Schockers“ brachte mich seinerzeit an meine Grenzen – nach „Düstere Legenden“ zog ich für Wochen wieder ins Schlafzimmer meiner Eltern ein. Sie sehen, Sie können von mir keinen Hardcore-Horror-Tipp erwarten, aber wenn es um Grusel und Spannung geht, dann habe ich heute gleich zwei sehr lesenswerte Titel parat:
Zuerst „Die Verschwörung der Schatten“ von Vereinskollegen Sören Prescher – laut Klappentext ein Thriller, wobei ich persönlich ihn wegen der fantastischen Elemente eher in die Kategorie klassischer Horror im Sinne eines Stephen King einordnen würde. Und fantastische Elemente gibt es einige in diesem clever gebauten, atmosphärisch dichten und auf angenehme Weise sehr spannenden Roman um den Rechtsmediziner Nathaniel Jackson. Von schattenhaften Wesen verfolgt, von Stimmen und mysteriösen Botschaften geplagt, muss der Protagonist sich bald die Frage stellen, ob er selbst wahnsinnig ist oder der Wahnsinn die Realität?
Im Italien des 16. Jahrhunderts wiederum quälen eher praktische Fragen den Kaplan Giorgio Mainerio, der in Horst-Dieter Radkes Gruselgeschichte „Lazaros Gesang“ nicht nur eine Totenbeschwörung auf sich nehmen muss, sondern auch eine fordernde Geliebte nebst eifersüchtigem Gatten ruhigzustellen hat. Außerdem drängt es ihn, einen Kindsmord aufzuklären, und als habe er sonst nichts zu tun, droht auch die Inquisition mit Untersuchungen. Herrlich unterhaltsam, dabei spannend und schaurig, mit mehr als einer liebenswerten Figur, war die kleine Erzählung für mich ein echtes Highlight dieses Sommers.
Doch für beide Werke gilt: unbedingt lesenswert.
Ihre Joan Weng
PS: Wir machen mit bei der „Lese-Challenge 2018: Reise durch die Genres“ von Gerngelesen.
Ein Gedanke zu „Joan liest gerade: Sören Prescher, „Die Verschwörung der Schatten“ und Horst-Dieter Radke, „Lazaros Gesang“ (Horror)“
Kommentare sind geschlossen.