Lieblingsliebesbuch – oder Was unbedingt absolut jeder Roman braucht

So richtige Liebesromane sind Frauenkram. Ich steh aber auf Männerkram. Ich lese gerne lustige Jungsbücher. Dick-Lit. Freunde, Saufen, Fußball, Sex, schnelle Autos. Solche Sachen. Klar, da kommen auch Frauen vor. Manchmal sind sogar gleich mehrere im Spiel, zwischen denen sich jemand entscheiden muss. Da kann man dann schön mitfiebern. Michel Birbaek erzählt in „Wenn das Leben ein Strand ist, sind Frauen das Mehr“, wie der völlig am Boden zerstörte Viktor zwischen verschiedenen Frauen hin und herlaviert. Er hat guten Sex, schlechten Sex, belanglosen Sex, gar keinen Sex, um schließlich in den Armen seiner langjährigen Mitbewohnerin zu landen, mit der er im Roman nur ein einziges Mal Sex hat.
Aber auch Männerkram kommt nicht ganz ohne Liebe aus. Viktor wurde kurz vor Beginn der Romanhandlung von seiner Ms. Right verlassen. Dieses fantastisch aussehende Biest hat ihn gnadenlos abserviert, seine Gefühle ausgenutzt, ihn ausgesaugt und wieder ausgespuckt wie ein ausgelutschtes Kaugummi. Sie hatten überirdischen Sex und er war natürlich sofort von ihr abhängig, hat sein Hirn verpfändet und sich darauf beschränkt, sie völlig zu vergöttern. Typisch Mann eben. Beruflich haben sie perfekt zusammengepasst. Sie Schauspielerin, er Drehbuchautor. Er schrieb ihr die Rollen auf den Leib, sie füllte sie mit Persönlichkeit. Eine symbiotische Beziehung, die Ms. Right aus Karrieregründen in den Müllschlucker schmeißt. Typisch Frau eben.
Nun ja, das Leben ist kein Freibierstand. Am Ende wird abgerechnet. Und in Romanen wird das dann richtig teuer. Das volle Programm. Zahlungsunfähigkeit, Schulden, Zinsen, Zinseszinsen, böse Inkassobüros, betrieben von Ex-Türstehern osteuropäischer Herkunft mit einem IQ um die 70, die nichts mehr zu verlieren haben. Das muss so sein, finde ich, Viktor soll ordentlich leiden. Nicht nur so Ken-und-Barbie-mäßig, sondern von der ganz üblen Sorte. Und damit es in die Eingeweide geht, brauchen wir eine wichtige Zutat. Eines der stärksten Motive, die der Mensch kennt. Sie füllt Kinderwagen und Knäste. Jeder braucht sie, jeder sucht sie, eine Armee von Therapeuten und ganze Industriezweige leben davon. Und ja, auch Männerkram braucht diese Zutat. Die mit den fünf Buchstaben.
Und warum ist das so? Weil Freunde, Saufen, Fußball, Sex und schnelle Autos zwar ziemlich geil sind, sie aber nicht immer ausreichen, einen Roman mehrere hundert Seiten lang am Leben zu halten. Oder, um es etwas poetischer und mit den Worten der lebenden Zahnpastareklame Dean Jackson zu sagen: „Love Makes The World Go Around“.

Ihr Christoph Junghölter

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