Schreiben, bis der Bildschirm qualmt – oder: Warum man keine Autorensoftware braucht

Spezielle Schreibprogramme für Autoreninnen und Autoren sind eine feine Sache. Sie finden Fehler, machen Verbesserungsvorschläge, zeigen Gliederungsoptionen bequem neben dem Dokument, lassen Notizzettel zu und Romanpersonal kann in einer Personendatenbank angelegt werden. Wenn es dann endlich ans Schreiben geht, lässt sich die Software in einen ablenkungsfreien Modus schalten. Letzterer funktioniert allerdings nur verlässlich, wenn man die Augen nicht vom Monitor wendet und vorsichtshalber Ohropax oder etwas Ähnliches in die Gehörgänge gestopft hat.

Doch muss man als ernsthaft schreibende Autorin und professionell auftretender Autor solch eine Spezialsoftware haben? Was bieten diesbezüglich die Programme, die man sowieso auf dem Rechner hat? Dies soll in einer kleinen Artikelreihe untersucht werden. Beginnen wir mit dem Platzhirsch: Microsoft Word.

Ablenkungsfrei schreiben und …

Beginnen wir mit einer einfachen Übung: Ablenkungsfrei zu schreiben, also ohne, dass irgendetwas anderes auf dem Bildschirm stört, so, als hätten wir ein leeres Blatt Papier vor uns liegen. Sowohl unter Windows als auch auf dem Mac wählen wir Ansicht und dort Fokus aus. Schon sehen wir nur noch unser Dokument und einen schwarzen Rahmen drumherum. Keine Taskleiste, kein Icon, kein Desktophintergrund stören mehr. Wir sind nun allein mit unserer Kreativität und können texten, bis der Monitor qualmt (oder eher der Kopf).

Nichts auf dem Bildschirm als den eigenen Text.

… den Überblick nicht verlieren

Möchten wir bei umfangreichen Projekten nicht endlos im Manuskript scrollen müssen, dann hilft es, den Navigationsbereich zuzuschalten: auf dem Mac über Ansicht – Randleiste – Navigation und unter Windows über Ansicht – Anzeigen, und dort das Häkchen bei Navigationsbereich setzen. Allerdings sieht man links im Navigationsbereich nur etwas, wenn man die Überschriften mit passenden Formaten belegt hat. Einfach nur Text fett auszuzeichnen, hilft nicht. Erst wenn Überschriften entsprechend gekennzeichnet sind, wird dies im Navigationsbereich am linken Rand angezeigt, auch mit Hierarchien, wenn diese vorgesehen sind.

Links ist die Übersicht.

Hilfen beim Überarbeiten

Ist ein Text abgeschlossen, ist er meist längst nicht fertig. Er gehört überarbeitet, es müssen Fehler korrigiert werden, und die Frage „Versteht das überhaupt jemand?“ steht drohend im Raum. Auch hierbei kann das Schreibprogramm helfen. Es findet zwar Fehler nicht einhundertprozentig, aber doch inzwischen recht gut, und auch die Frage nach der Verständlichkeit kann dem Programm heutzutage gestellt werden. Es ist dazu nur ein einziger Mausklick nötig, nämlich im Register Start ganz rechts auf die Schaltfläche Editor.

Word liefert eine Gesamteinschätzung in Prozent, globale Informationen zu den gefundenen Fehlern (Rechtschreibung und Grammatik), bietet Hilfen bei der Textüberarbeitung (Verfeinerungen) und zusätzlich Dokument-Statistiken an, die aber im Grunde nichts Neues sind und über Extras – Wörter zählen schon immer abgerufen werden konnten. Interessant ist, dass Word den gleichen Text unter Windows anders bewertet als unter macOS. Beim gleichen Text findet Word unter macOS auch mehr Fehler.

Mac OS ist nicht so großzügig …

… wie Windows.

Es reicht, die gewünschte Funktion anzuklicken und Word beginnt mit der Arbeit, zeigt Fehlerstelle für Fehlerstelle und macht Vorschläge für die Korrektur. Soweit es Rechtschreibung und Grammatik anbelangt, ist das bereits bekannt und wurde früher über das Menü Extras erreicht (was auch heute noch funktioniert). Noch nicht so lange existieren Hilfen zur Textverfeinerung. Ein Klick auf eine dieser Funktionen zeigt ebenfalls die markierten Textstellen an. Ein Mausklick darauf bringt Vorschläge zur Textverbesserung.

Guter Rat zur Textverbesserung.

Das sind eine Menge Hilfen, um einen Text vom ersten Entwurf durch Überarbeitung in eine abgabefähige Form zu bringen.

Im nächsten Artikel schauen wir uns an, was LibreOffice (OpenOffice) für Autorinnen und Autoren zu bieten hat.

Ihr Horst-Dieter Radke

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