Die 42er auf der Messe – ein Insiderbericht

Die 42er hatten mal wieder, das fünfte Jahr in Folge, einen Messestand in Leipzig. Dort ist die Buchmesse viel kuscheliger als in Frankfurt.

Ich war jetzt das vierte Mal dabei. Und es ist wirklich ein Erlebnis.

Weil ich nach dem ersten Jahr Schwielen am Boppes und an den Füßen hatte, wusste ich – es müssen Kissen her. Der Verein hat einen kleinen Stand mit einer Bank an der Rückseite – eigentlich sind das Staufächer, aber man kann darauf sitzen. Allerdings ohne Kissen nicht lange. Außerdem braucht man wirklich bequeme Schuhe – die Messe ist groß und man rennt jeden Tag einige Kilometer, bevor man dann wieder stundenlang sitzt.

Anschließend hat fast jeder eine Erkältung. Das ist einfach so – eine Klimaanlage ist ein prima Verteiler für Bakterien und Viren.

Und es gibt noch eine Sache, die ich seit dem ersten Jahr weiß: Schlafen tut man wenig. Auf der Messe schon mal gar nicht. Da ist es laut und lustig. Aber das RICHTIGE Messeereignis findet statt, nachdem sich die Türen der Halle geschlossen haben. Es gibt Verlagspartys, es gibt Lesungen, es gibt Vereinpartys.

Auch wenn ich jedes Jahr diverse Verlagspartys besuchen könnte und immer wieder Einladungen bekomme – ich ziehe unsere vereinsinternen Treffen vor. Deshalb sind wir ja da – um uns zu treffen.

Natürlich haben wir auch einen Auftrag – wir wollen angehende Autoren informieren und warnen, wir wollen für den Verein werben.

Vorher witzelte ich schon über die vielen Irrgeleiteten, die meinen, man könne auf der Messe ein Manuskript an den Mann oder die Frau bringen. Sie reisen mit Rollköfferchen an – darin sind zum Teil liebevoll gestaltete Manuskripte – manche in Ringheftung, andere schon gebunden. In Lila oder Rosa, in leuchtend Gelb. Auch farbiges Papier soll das Schaffenswerk von anderen abheben.

Ich sag es nur ungern (weil es die angehenden Autoren nicht glauben und auch nicht glauben wollen) – es gibt eine handvoll Verlage, die geifern diesen Manuskripten entgegen. Das sind die Verlage, die ein „Verlag sucht Autoren“ Schild am Messestand hat. Und diese Verlage verlangen Geld für die Veröffentlichung (die nie stattfindet, jedenfalls nicht nennenswert). Diese Bücher kommen nie in den Handel, sie verkaufen sich nicht – aber sie kosten viel Geld. Druckkostenzuschussverlage heißt das große Übel. Einige erleuchten wir, aber längst nicht alle.

Ich sah sie da stehen, an den Ständen. Umworben und umkämpft. Doch das sind keine Verlage, das ist Abzocke.

Liebe Leute – kommt zur Messe, seht euch die Vielfalt an, besucht Verlagsstände und nehmt euch Programmhefte mit. Schaut in welchen Verlag euer Manuskript passen könnte. Gebt kein Manuskript ab – das wird nicht gelesen.

Informiert euch, dafür ist die Messe da.

Kommt mit Freunden und feiert. Die Buchmesse ist schön, lustig, laut, teuer, informativ, manchmal nervig. Aber vor allem ist es ideal, um Autoren zu treffen, Lesungen zu hören, Vorträgen beizuwohnen, an Diskussionen teilzunehmen, Infos zu sammeln – und um zu feiern.

Ich weiß jedes Jahr, dass die Messe anstrengend wird, dass ich erschöpft nach Hause komme und vermutlich einen Schnupfen mitbringe, dass ich zu wenig Schlaf bekomme und zuviel Alkohol trinke.

Doch es ist mit die beste Zeit des Jahres – die Zeit in Leipzig mit alten Bekannten und neuen Freunden, mit dem Verein und seinen unterschiedlichen Mitgliedern, mit Gesprächen, Streits, Diskussionen und Stress. Mit viel Lachen. Mit sehr viel Lachen.

Ich liebe es und freue mich jetzt schon auf das nächste Jahr.

Man sieht sich in Leipzig.

Ihre Ulrike Renk

 

 

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