Aus der Tonne 4 – „Jan, der Fiedler“

Einen Märchenroman hat Horst-Dieter aus der Tonne gezogen, Die richtige Lektüre für einen Märchenerzähler! Als ich das Buch von Horst-Dieter bekommen habe, habe ich erst einmal gestutzt. Ziemlich verwittert, außen und auch innen, aber sauber. Das Papier ist gelbgrau, die Seitenblätter sind erstaunlich dick. Kein Schmutz, kein Fleck, wunderbar ordentlich.

2,50 steht hinten drin. Im Frühjahr 1949, so lese ich, hat Max Selbach, der Autor in Baden-Baden das Buch allen Müttern der Welt gewidmet. Beim Lesen habe ich ab und zu gedacht: Der Krieg vorbei, Max Selbach, schrieb einen Märchenroman, vielleicht zur Aufarbeitung des Krieges. Der Inhalt jedenfalls würde dazu passen, märchenhaft gesehen.

Jan, der Fiedler, läuft zu einer Kirchweih. Die Geschichte spielt sich in der Gegend um Würzburg ab. Der fahrende Musiker Jan, der Fiedler, hat Marie versprochen, wiederzukommen und sie dann zu heiraten. Ein Jahr lang ist er über die Dörfer gezogen, ohne Nachrichten von seiner Liebsten. Die Zeiten sind schwer. Räuberbanden ziehen umher, die Bauern rotten sich gegen die Lehnsherren auf, Gutes und Böses liegen nahe beieinander.

Jan freut sich auf Marie und will seine Fiedel spielen lassen beim Kirchweihfest. Als die Verliebten mit dem Segen der Eltern den Pfarrer besuchen, um das Aufgebot zu bestellen, treffen sie dort einen Mönch. Als dieser von der Hochzeit hört, fängt er an zu schimpfen und zu predigen, das sei „gegen Sitte und Anstand“, so dass sich alle fürchten. Er werde nach Würzburg zum Bischof gehen und sich über solche Unsitte, die Liebe und diese Hochzeiten beschweren. „Ein Habenichts, ein fahrender Musiker, der die Menschen lüstern macht mit seiner Musik, das ist nicht gottesfürchtig. Das sind Dinge des Teufels“, poltert der Mönch. Alle bekommen es mit der Angst zu tun. Der Pfarrer fürchtet sich vor der Strafe des Bischofs, Jan und Marie vor dem Mönch. Letztendlich müssen die beiden noch warten. Der Pfarrer bittet Jan, seine Mutter suchen zu gehen, damit auch sie zu der Hochzeit ihr Einverständnis gibt. Die Mutter weiß noch gar nichts, denn in den Wirren des Baueraufstandes ist Jan mutterlos aufgewachsen. Im Wirtshaus spielt er am Abend auf und fällt in einen sonderlichen Traum. Oder ist es gar kein Traum? Das Böse und das Gute begegnen ihm auf der Suche nach der Mutter. Der Mönch ist das Böse, Jan bekämpft alles Böse mit seiner Musik. So geht er durch die Welt, wird fast gehenkt, die Mutter findet er endlich, und schließlich wird auch geheiratet.

Ein Märchenroman, wie er sein sollte. Schöne Bilder, eine Liebesgeschichte, nach vielen Abenteuern wieder glücklich zu Hause, Ende gut, alles gut. Gerettet aus der Tonne, wunderbar.

Ihr Amos Ruwwe

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