Aus der Tonne gerettet: Agatha Christie – Mord nach Mass

Manchmal darf es auch etwas Altmodisches sein – besonders, wenn der Roman trotz seines betagten Alters so wunderbar unverstaubt daherkommt wie Agatha Christies Mord nach Maß.

Gut, der Klappentext: Erst lacht sie über den Fluch der Zigeunerin. Doch dann ist sie zu tot um zu weinen – ist mehr so unfreiwillig komisch, doch der Inhalt vermag noch immer zu faszinieren, denn die Geschichte um den gutaussehenden Taugenichts Mike Rogers ist abgründig und voller Wendungen. Da ist zunächst einmal der Ich-Erzähler selbst. Der besitzt zwar Witz und Charme, doch recht trauen mag man ihm als Leser*in nicht – besonders dann nicht, als er sich scheinbar rasend in eine schwerreiche Erbin verliebt. An der Lauterkeit seiner Motive kommen rasch erste Zweifel auf. Und dann sein Traumhaus, das er mit dem Geld seiner Frau auf einem angeblich verfluchtem Platz errichten lässt. Die ersten Unglücke passieren schon beim Bau, doch erst als die medial veranlagte Nachbarin dem Ehepaar den Tod prophezeit, überschlagen sich die Ereignisse. Nichts ist, wie es zu sein scheint, und trauen, trauen darf man bei Agatha Christie sowieso niemandem!

Dennoch ist „Mord nach Maß“ ein wenig betagt, das Klischee der bösen Zigeunerin bereitet einem heute schon etwas Bauchweh, und auch das Eheverständnis hat sich in den letzten siebzig Jahren doch sehr gewandelt, doch wer darüber hinwegsehen kann und mag, wird mit einem herrlichen Schmöker belohnt. Ich habe die Lektüre jedenfalls sehr genossen.

Joan Weng 

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