Die schönste Jahreszeit in Lied und Literatur

Frühling? Das ist doch der mit dem blauen Band, oder?

Mein Mann blickt auf. „Ich seh nix.“ Eifrig sägt er weiter. „Da flattert nix durch die Lüfte.“

„Was machst du da eigentlich?“, frage ich. Wie oft hat er mir unter diesem weißen Flieder sein schönstes Liebeslied gesungen – und nun?

„Das Symbol unserer Liebe“, jammere ich.

Der zwei Meter lange Ast, an dem mein Mann gesägt hat, ist ab und liegt zu unseren Füßen. Ein wenig morsch sieht es aus, das Symbol unserer Liebe, grünbemoost und modrig.

Egal. Zeit für Neues, heißt die Devise. Schließlich sind vom Virus befreit die Städte und Kreise durch des Frühlings belebenden – wie bitte?

Sind sie nicht, höre ich gerade aus dem Off. Schade, dann vergessen Sie den letzten Satz. Quengeln wir also weiter, gleichsam kollektiv und als Nation: Wann dürfen wir endlich wieder aus dem Bett und spielen?

Nation so: „Mir ist langweilig. Draußen ist Frühlings Erwachen, und ich mag nicht mehr wachen, lesen, lange Briefe schreiben.“

Und Mutti so: „Nichts da. Erst, wenn das Fieber sieben mal sieben Tage konstant einen Runtergeh-Wert (richtig, das ist der ominöse R-Wert, d. A.) von drölfzehn multipliziert mit einer variablen Größe x hat, können wir vielleicht über erste Lockerungen sprechen.“

Nation: „Oh, cool! Dann näh aus grüner Seide ich ein Gewand gar fein und lad im Festtagskleide zum Maientanze ein!“

Cool, ja. Für den wahrscheinlicheren Fall jedoch, dass es mal wieder länger dauert, hier noch eine tolle Jahreszeitlektüre, auch im Hinblick aufs drohende nahende Osterfest: Heribert Schulmeyer, Hansi Hase – Frühjahrsputz, Pixibuch Nr. 2004. Worum es in dem äußerlich unprätentiös gehaltenen Bändchen geht, das bei seinem Erscheinen vor fünfzehn Jahren die Literaturwelt zu vorsichtigem, doch deutlichem Aufmerken veranlasste? Nun, im Wesentlichen geht es um die Metamorphose vom niederen So-Sein in der Welt zum reinweg Göttlichen, allegorisch dargestellt an einem Hasenjungen und seiner putzenden Hasenmutter. Oder – grob vereinfacht und nur scheinbar paradox – um die ebenso destruktiv wie kathartisch wirkende Auslöschung des allzu menschlichen Selbst. Jedenfalls glaube ich, dass es darum geht … Die gesamte Rezension können Sie in meinem unveröffentlichten Werk nachles…

Ach nein, können Sie nicht. Übrigens hat sich in diesem Text ein kleiner Fehlerteufel eingeschlichen. Haben Sie die Herbstgedichtzeile gefunden, die wir zwischen all dem frühlingshaften Schrift- und Liedgut versteckt haben? Prima! Zuschriften wie immer an die Blogredaktion. Zu gewinnen gibt es einen vorgezogenen Impftermin eine Packung Erfrischungsstäbchen ein picobello Wattestäbchen der Firma Q-Tips!

Bleiben Sie munter,

Ihre Kristin Lange

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