Obwohl mir mal von einem – pädagogisch wohl eher schlecht geschulten – Lehrer attestiert wurde, überhaupt kein Latein zu können, habe ich eine ausgesprochene Schwäche für die römische Geschichte. Wobei die sich für mich bisher immer auf die Zeitspanne vom Untergang der Republik bis zu Kaiser Vespasian, also auf knapp hundert Jahre, beschränkt hat. Diese Jahre waren so wechselvoll und spannend, dass ich mit ihnen mein komplettes althistorisches Grund- und Hauptstudium abgedeckt habe, ohne mich zu langweilen oder die fehlenden neunhundert Jahre Imperium Romanum auch nur zu bemerken. Vielen meiner Kommilitonen ging es ähnlich, und ich vermute, dass es bei den Menschen, die nicht fünf Jahre ihres Lebens dem Studium der Antike gewidmet haben, kaum besser aussieht. Römische Geschichte beschränkt sich für die meisten eben auf Ciceros Reden, Caesar und vielleicht noch Marc Aurel – zumindest hatte der nach Russell Crowes Auftritt als Gladiator einen kurzen Hype.
Vor einigen Wochen bin ich nun über Mary Beards SPQR, die tausendjährige Geschichte Roms gestolpert und habe im Laden mal kurz reingeblättert – und was soll ich sagen? Ich war begeistert! Obwohl ein Sachbuch von hohem Niveau, liest sich der 600-Seiten-Wälzer wie ein Roman. Beard lässt immer wieder Anekdotisches einfließen, zeigt aber auch den Gegenwartsbezug vieler Aspekte auf das Brillanteste auf und vermittelt dabei fast nebenher einen sehr guten ersten Einblick in tausend Jahre Geschichte. Dass manches dabei vielleicht ein bisschen an der Oberfläche bleibt, ist der Natur einer Überblicksdarstellung geschuldet, und irgendwie wäre es ja auch traurig, wenn ich nach neun Semestern Antike bei der Catilina-Verschwörung noch größere Sachwissenslücken hätte …
Alles in allem eine absolute Leseempfehlung für wirklich jeden, der sich für römische Geschichte interessiert.
Ihre Joan Weng