Jürgens Lieblingslied: Der Mondschein

Der Mondschein schien schon schön

Mein Lieblingslied gelangte 1969 für eine oder zwei Wochen (die Quellen sind sich da nicht einig) auf Platz 30 der deutschen Charts, Bernd Apitz hieß der Interpret. Der trägt auch den Titel „der beliebteste Discjockey an der Ostseeküste“, aber darüber könnte Blog-Kollegin Kristin aus der Nähe von Kiel bestimmt mehr erzählen.

Live gehört habe ich den Titel nur ein einziges Mal, und er hat mein Leben für immer verändert. Das war damals in der ZDF-Hitparade, kennt vielleicht einer noch, die samstägliche Schlagerunterhaltung, für die man vorher in die Badewanne musste.

Der Mondschein schien schon schön

Okay, stimmt nicht ganz, ich habe das Lied nur ein einziges Mal vom Originalinterpreten gehört, aber dafür umso häufiger von meinem Vater und meinem Patenonkel, die beide sowohl Originale als auch Interpreten waren.

Bernd Apitz hatte wohl nicht so viele Fanclubs wie Chris
Roberts oder Jürgen Marcus, die fleißig Postkarten schrieben, sodass unsterbliche Songs wie „Du kannst nicht immer siebzehn sein“ oder „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ drei Mal in der Hitparade an den Start gingen, während mein Schlager nach dem ersten Mal nicht wiedergewählt wurde, Sauerei!

Der Mondschein schien schon schön

Also Samstag die Hitparade, und am gleichen Sonntag fuhren wir zum Spaziergang in den Harz. Das hat man Ende der 60er-Jahre anscheinend so gemacht, 600 Kilometer durch die halbe Republik brettern, um in Braunlage einen Sonntagsspaziergang hinzulegen, der nicht von schlechten Eltern war. Apropos Eltern. In unseren Familienalben klebt ein Foto, auf dem man fünf Leute platt auf Holzbänken liegen sieht, darunter mich, der in den Harz mitmusste, weil er – so hieß es immer – zu Hause nur Schwester und Kusinen geärgert hätte. 

Ich könnte da ganz andere Geschichten erzählen, aber egal. Dafür was über meinen Patenonkel, der immer Yogi Bär zu mir sagte. Findet das jemand witzig? Vielleicht war er mit seinem nordischen Heldennamen nur neidisch auf meinen niederdeutschen Originalnamen.

Der Mondschein schien schon schön

Ja, gleich. Heute kann man bei Wikipedia nachlesen, wer der Yogi Bär ist, ein „triebgesteuerter Picknickdieb“. Okay, triebgesteuert trifft es vielleicht nicht ganz, aber über Picknickkörbe habe ich mich nie hergemacht, höchstens über Nutella. „Yogi Bär, Yogi Bär“, yogibärt es jetzt durch meinen Kopf – Danke, du wunderschöner Harz! –, und das auch noch ganz im Stil dieses:

Der Mondschein schien schon schön

Das kam so. Vater und Onkel liebten das Wandern in der Natur, aber durch Gesang wurde es erst richtig rund. Sobald die Füße in Marsch gesetzt wurden, ging der Gesang los, das war wie ein unbedingter Reflex, der uns zu fünft einmal um den Wurmberg herumführte.

Man singe zum Spaß mal nach:

Der Mondschein schien schon schön

Vier zungenbrecherische Sch-Anlaute, fünf schwere Töne in Folge, o – ei – ie – o – ö, da braucht’s schon Schneid und Durchhaltewillen, um im ewigen Auf und Ab der Berge nicht außer Atem zu kommen und schlappzumachen. Jedenfalls, diese Liedzeile ist mir in Fleisch und Blut übergegangen und nie mehr wegzukriegen.

Ob ein Schubert-Lied damals die gleiche Wirkung gehabt hätte? Keine Ahnung. Aber dieser Schlager war meine musikalische Früherziehung.

Hier nun der Link, nicht das Original von Vater und Onkel, so weit ist die Technik noch nicht, aber immerhin:

Bernd Apitz – Der Mondschein schien schon schön

Ihr

Yogi Bär

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