Wir können kein …

Folge 1: … Kitsch

Marc McGuiver stand hoch aufgerichtet am Rand der Klippen und sah auf das Meer hinaus. Der Wind ließ sein langes, blondes Haar um seinen Kopf flattern. Sophie bewunderte die kräftige Gestalt, seine stark behaarte Brust, die durch das offene Hemd zu sehen war und die breiten Schultern. Warum … warum durfte sie ihn nicht lieben? Nur weil die Familien ihrer Eltern miteinander verfeindet waren? Seit Generationen schon. Das mussten sie aber doch nicht übernehmen. Nein, sie würden das durchbrechen. Einmal musste doch Schluss mit dieser unseligen Feindschaft sein. So viel Blut war schon geflossen. Marc wandte den Kopf und sah sie mit seinen strahlend blauen Augen an.

„Oh Marc …“ hauchte sie.

„Was ist los?“ fragte Marc.

„Ich liebe dich so sehr.“

„Ach, lass doch diese Faxen. Zieh deine Klamotten an, wenn man uns hier so findet, dann gibt’s wieder Ärger.“

„Lass uns fliehen, fortgehen von hier. Wir müssen doch das Elend unserer Eltern nicht weitertreiben.“

„Spinnst du jetzt? Auf meinen Erbteil verzichten?“

„Aber Marc, wir lieben uns doch?“

„Ich merke schon, dass Vater recht hatte. Ihr McStover habt alle eine Macke, seid nicht ganz gescheit. Nee, das wird nichts mit uns. Und unter uns, im Bett bist du auch nicht gerade die super Nummer, liegst nur so steif da und atmest ein bisschen schwer. Solltest mal die Maggie sehen, eure Köchin, da geht was ab. Ja, die Rothaarigen sind alle besser drauf als ihr blassen Blondchen.“

Mit einem Schrei war Sophie aufgesprungen, nackt wie sie war. Sie holte aus und schlug ihm ins Gesicht, so fest sie konnte. Viel richtete sie damit aber nicht aus. Er lachte bloß, packte sie an den Haaren und hielt sie über den Abgrund.

„Wirst du jetzt auch noch unverschämt, Sophie? Entschuldige dich sofort bei mir, sonst lass ich los!“

Sophie kreischte. „Setz mich wieder ab, du ungehobelter Klotz, du …“

Mit einem schrillen Schrei stürzte sie in die Tiefe.

„Du hast es so gewollt“, sagte Marc in aller Ruhe, hob ihre Kleider auf und warf sie hinterher. Dann schüttelte er den Kopf über so viel Dummheit und machte sich auf den Weg nach Hause.

 

Horst-Dieter Radke

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