Warum Caligula und ich ein Traumpaar wären und was das mit unserem Garten zu tun hat – Autoren und Pflanzen

Kennen Sie Caligula?
Natürlich kennen Sie Caligula! Der römische Kaiser, der verrückte. Nein, nicht der, der (angeblich) gern mit Streichhölzern spielte – das war Nero. Der andere, der sein Pferd zum Senator machen wollte. Das war Caligula!
Ich persönlich bin Edelfan von Caligula – nicht wegen einer ausgeprägten Affinität zum Reitsport und auch nicht, weil blonde, blauäugige Männer sich bei mir ziemlich viel erlauben dürfen, sondern, weil er mir so furchtbar leid tut. Erstens kommt er aus wirklich zerrütteten Familienverhältnissen: ermordeter Vater, zunächst verbannte, dann ermordete Mutter, Bruder in Haft verhungert, anderer Bruder auf der Flucht erschossen und ein Onkel, der vor allem mit seiner Vorliebe für Swimmingpool-Planschereien mit ganz junge Männern in die Geschichte einging Zweitens hatte Caligula einfach Pech mit den Frauen! Die Zahl seiner ‚Freundinnen‘ ist zwar selbst für römische Kaiser ungewöhnlich hoch, aber die richtige war eben nicht drunter – mich hätte er nämlich heiraten sollen. Das hätte für ihn am Anfang vielleicht eine kleine Umstellung bedeutet, denn bei aller Liebe für meine angeheiratete Verwandtschaft, seine Schwester hat in unserem Schlafzimmer nichts zu suchen – zumindest nichts, das über ein paar Wechselsocken hinausgeht –, aber auf lange Sicht wären wir bestimmt sehr glücklich geworden.

Wenn Sie dann heute den Namen ‚Caligula‘ hörten, würden Sie denken: „Ach, der Friedenskaiser!“ Denn Feldzüge hätte es mit mir nicht gegeben, ich mag es nämlich nicht, wenn mein Mann längere Zeit weg ist und mit ihm durch die germanische Pampa wäre ich auch nicht gerne gestapft, meine Begeisterung fürs Campen hält sich in sehr engen Grenzen.
Naja, vermutlich würden Sie eher denken: „Ach, das ist doch der Idiot, der immer einen dicken Strickschal über der Toga getragen hat!“, aber ich sag‘ Ihnen: Auch die italienischen Winter sind kalt und bei einer Erkältung ist Vorbeugen immer noch die beste Medizin, fragen Sie ruhig meine von mir mit gestrickten Mützen und Schals und Socken überreich versorgten Freunde!
Aber warum erzähle ich Ihnen das?

Eigentlich nur, um zu zeigen, dass ich leicht unglückliche Kreaturen in mein Herz schließe. Ich adoptiere gern – das fängt bei Meerschweinchen an und endet bei am Flughafen gestrandeten Kanadiern. Pflanzen bilden da keine Ausnahme und Sie glauben gar nicht, wie viele geschundene Pflänzchen man so im Laufe eines Lebens findet. Das sind ja nicht nur die ‚Dekopflanzen‘, die meine Mutter nach einer Saison regelmäßig einfach auf den Kompost drücken will;. wir besitzen auch eine prächtige Yuccapalme, die irgendeiner auf den Häckselplatz geworfen hatte und sehr, sehr viele schöne fleischfressende Pflanzen. Von jedem Besuch im Baumarkt bringen wir welche mit, denen geht es da so schlecht und sie sind ja recht schwierig in der Haltung, bei den meisten Leuten überleben sie nicht lange und auf eine mehr kommt es bei uns nun wirklich nicht mehr an – vor allem nicht, nachdem mein Mann unseren ‚sterilen‘ Sonnentau hat samen lassen und wir jetzt ca. 45 Babysonnentaupflänzchen besitzen. Wir dachten erst, die machen’s nicht lang, aber inzwischen sind sie schon ein Jahr alt und werden immer größer und hungriger …
Ich glaube, ich nutze die Gelegenheit: Wenn demnächst keine Blogbeiträge von mir mehr kommen, vielleicht schaut mal jemand bei uns im Garten nach? Nicht, dass mich eine von unseren Venusfliegenfallen geschnappt und aufgefuttert hat …

Ihre Joan Weng

P.S.: Wenn Sie mehr über Caligula erfahren und einen wirklich spannenden, gut recherchierten Roman dazu lesen wollen, dann empfehle ich Ihnen den hier, leider nicht übersetzt.

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