Zweieinhalb große Lieben

Joans Liebesgeschichte

In meinen Ersten war ich rasend verliebt! Er hieß Thomas, mit englischer Betonung, denn er war ein Ire. Und was für einer: breite Brust, feuerrotes Haar – und die Augen erst! Veilchenblau – ach, wie unschuldsvoll sie blicken konnten und wie reumütig. Er hatte auch viel zu bereuen, seine Rumtreiberei und seine Temperamentsausbrüche. Er war eben ein Hitzkopf, man durfte ihn nicht reizen, sonst ging er in die Luft. Da war man dann selbst schuld. Ich war damals achtzehn, mit achtzehn erträgt man manches leichter.

Er prügelte sich gern, blieb nächtelang fort. Oft war ich ohne ein Lebenszeichen, aber er kam immer irgendwann zu mir zurück – bis er eines Tages gar nicht mehr kam. Ich habe eine Woche lang geweint, dann habe ich mich damit abgefunden. Wie gesagt, mit achtzehn geht das schnell.

Im ersten Semester lernte ich Albert kennen, Bert, meinen Bertie. Nie werde ich den Tag vergessen, als wir uns das erste Mal sahen. Es war im November, die Straßenlaternen waren schon an, Schneeregen fiel, ich stieg frierend aus dem Bus. Und da saß Albert, völlig durchnässt im Wartehäuschen. Später habe ich oft behauptet, es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, aber das stimmte nicht. Wir haben uns einfach erkannt, die Liebe, die kam erst mit der Zeit.

Er zog gleich bei mir ein, wir gehörten zusammen, das wussten wir beide. Bertie war nicht schön, wirklich nicht, und obwohl er jung war, hatte er schon viel erlebt, vor allem Schlimmes. Er ging nicht gern aus, und wenn er es doch einmal tat, dann überschüttete er mich nach seiner Rückkehr mit Geschenken. Er war mir treu wie nur irgendeiner, wollte seinen Frieden, Besuch war ihm lästig, und wenn man ihn ließ, blieb er schon mal den ganzen Tag im Bett. Als Folge seiner schlimmen Kindheit hatte er einen Herzfehler, der Arzt gab ihm noch ein Jahr, es wurden vierzehn daraus – und ich glaube, wir haben jeden gemeinsamen Tag genossen. Wir waren sehr glücklich, mein hässlicher Bertie und ich.

Jetzt habe ich einen Jack. Er ist, wie man eben ist, wenn man Jack heißt. Bildschön, grüne Augen, schwarzes Haar – wir wohnten noch keine drei Wochen zusammen, da fand ich ihn das erste Mal im Bett der Studentin aus dem Tiefparterre, frech über alle Kissen fläzend starrte er mich an. So ist er eben, mein Jack, ich mag ihn trotzdem, und wenn ich manchmal morgens rufe und er kommt wieder nicht, dann lass ich die Tür eben auf. Ich kenne ihn ja, aber wenn er irgendwann nicht mehr kommen sollte, dann kaufen wir uns einen Hund. Ich habe langsam genug von den Katern, und so einen wie meinen Bertie, so einen finde ich eh nie wieder.

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