Als ich fünf wurde …

von Horst-Dieter Radke

An meinem fünften Geburtstag im Jahr 1958 lag ich mit gebrochenem Nasenbein im Bett. Im Waschraum des Kindergartens hatte mich ein anderes Kind gegen die Wand geschubst. Leider war da nicht nur die Wand, sondern einer dieser geschwungenen metallenen Haken, an denen Handtücher aufgehängt wurden. Dieser Haken sorgte dafür, dass mein Nasenbein nicht nur einfach gebrochen, sondern zersplittert war. Der Hausarzt hat das nicht nur nicht erkannt, sondern auch noch behauptet, es würde von allein wieder zusammenwachsen, wenn ich ruhig im Bett liegen bleiben würde. Da bald Fieber dazu kam, konsultierten meine Eltern den Hausarzt erneut, wurden aber mit der Bemerkung, man soll sich nicht so anstellen, abgewiesen. Darauf-hin fuhren Sie mit mir ohne Überweisung, die der Arzt auch nicht ausstellen wollte, zum HNO-Arzt nach Hamm. Der zog mir mit einer großen Spritze eine volle Ladung Eiter aus der Nase. Ich erinnere mich noch heute an diese Erleichterung, weil plötzlich Druck weggenommen wurde. Und an das Erstaunen darüber, was aus mir da herauskam. Die Erleichterung blieb nicht lange. Ich kam ins Krankenhaus und man holte mir die Splitter Stück für Stück in mehreren Sitzungen und ohne Betäubung heraus. Nur bei der letzten Sitzung habe ich nicht mehr geschrien. Vielleicht weil ich der Krankenschwester versprochen hatte, tapfer zu sein – was man Frauen eben so alles verspricht. So ist es heute noch mit unserer Blogchefin, der ich noch immer gern und immer wieder Text verspreche. Und das nun schon seit fünf Jahren.

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