Ja, also dann wollen wir mal: Hallo, ich heiße Joan, und ich hasse die Kinder von Bullerbü.
Nein, nicht Astrid Lindgren grundsätzlich, die Brüder Löwenherz und den Drachen mit den roten Augen liebe ich sogar ganz besonders. Und wenn ich schon dabei bin, ich hab auch kein grundsätzliches Problem mit Bullerbü – aber Weihnachten in Bullerbü ist für mich eines der kitschigsten, handlungsärmsten und grundsätzlich langweiligsten Weihnachtbücher für Kinder. Und dann noch diese süßlichen Illustrationen durch Ilon Wikland! Das ganze Buch ist für mich eine einzige, nach angeschmorten Pfefferkuchen müffelnde Qual.
Leider stehe ich mit meiner Meinung alleine da. Mein Sohn ist ein großer Fan, und weil er die lautere Stimme hat, zählt meine Meinung eher wenig – wie so oft in einer Demokratie.
Aber ich gestehe Ihnen, bei mir läuft beim Vorlesen inzwischen eine zweite Tonspur mit. Grauenhafte Morde ereignen sich in meiner Fantasie zwischen Nord-, Mittel- und Osthof, der Großvater mit dem Tannenbaumhackbeil im Schädel, die Brüder Lasse und Bosse von ihrem gemütlichen Braunen totgetrampelt, und Sie möchten gar nicht wissen, welch schauerliches Ende ich für die Schwestern Britta und Inga als passend empfände. Doch es nützt nichts, auch dieses Jahr werde ich es wieder vorlesen müssen: Weihnachten in Bullerbü.
Meine einzige Genugtuung ist, dass irgendwann der Tag kommt, an dem mein Sohn seinen Kindern diesen Klassiker der Weihnachtsliteratur vorlesen muss. Und dann, dann werde ich hämisch lachen – ganz laut, fast so laut wie bei der Vorstellung, Bosse mit dem zum Schlag erhobenen Ski zu jagen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine friedliche Vorweihnachtszeit.
Ihre
Joan Weng