Nordmännin?

Wir leben in komplizierten Zeiten, das wurde mir gestern erst wieder klar – da ging ich mit meinem Großen in den örtlichen Supermarkt. Dort hatten sie vor dem Haupteingang Tannen aufgebaut:  Christbaumverkauf ab 01.12., unter anderem ‚Arne, die Nordmanntanne: 29,95 €‘.

Arne gefiel uns gut, weshalb wir uns überlegten, ihn eventuell für den Friedhof mitzunehmen, doch dann fragte mein Großer: „Warum ist das eine Nordmanntanne und keine Nordfrautanne? Woran sieht man den Unterschied?“

Nun ja, was sagen?

Der Verkäufer reagierte prompt: „Sie heißt Arne, deshalb.“

Mein Großer nickte, und damit war die Sache – wenn auch holprig erklärt – aus der Welt. Dachte ich …

Wir kamen bis zu den Südfrüchten, da folgte die Klage: „Ich versteh das nicht! Ist es ‚die Tanne‘, wenn es egal oder eine weibliche ist und ‚die Nordmanntanne‘, wenn es ausdrücklich eine männliche ist? So wie bei ‚Katze‘?“ „Nein, nein“, erklärte ich rasch, und etwas in mir sehnte sich nach einer Zeit, in der Eltern darauf mit einem kurzen ‚Das ist eben so‘ und ‚Stell keine dummen Fragen‘ reagiert hätten. „Es gibt keine männlichen oder weiblichen Tannen. Die sind beides.“

Bei den Milchwaren wurden erneut Zweifel angemeldet: „Ja, aber warum hießen die dann Nordmanntannen, wenn es keine Männer sind?“

Ich überlegte und war dann ziemlich stolz, als ich erklärte: „Die heißt ‚Nordmanntanne‘, weil das die spezielle Tannenart bezeichnet. So wie ‚Main Coon‘ bei den Katzen.“ „Ah, und weil jemand mit Namen Nordmann, die als erster entdeckt hat, heißt die jetzt so. Wenn ich’s gewesen wäre, dann also Wengtanne.“

„Schau mal, die haben schon das neue Lego-Comicheft!“, rief ich, und ehrlich: Ich bin froh, dass mir aktuell noch Diskussionen darüber erspart bleiben, warum Arne – klein und grün benadelt – eigentlich ein Schild mit der Aufschrift ‚Nordmanntanne‘ tragen muss, vielleicht fühlt er sich gar nicht als Tanne? Mehr so fichtig oder gar birkig? Und überhaupt klingt ‚Nordmann‘ nicht ziemlich deutschtümelnd?

Na, um es mit Heinz Rühmann [Eigenname] zu sagen: „Dat kriejen mer später!“

Ihre Joan Weng

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