Da waren sie wieder: Wie in jedem Jahr fielen Literaturverrückte aus den entferntesten Ecken Deutschlands in unsere beschauliche Prignitz ein. Plötzlich tauchten in Putlitz sechs keramische Gänse auf; man redete von einem skurrilen Literaturpreis, bei dem sie als Trophäen dienen würden. Ich zumindest kannte das Prozedere, Familie und Freunde wunderten sich wieder einmal.
„Die un(v)erfrorenen Acht“ – oder: die 2022er Mitgliederversammlung der 42er
„Recklinghausen, 5.41 Uhr, wieder mal reisen. Perfekter Halt an der Bushaltestelle: der 233er. Zwischenstopp Münster, es ist ziemlich früh. Perfekter Sitz: Wagen 5 / Platz 32. Weiterfahrt nach Kiel, die Sonne brennt. Perfekter Schutz: der Regenschirm.“ Endstation Preetz, kurz vor zwölf, die Frisur sitzt längst nicht mehr. Wir auch nicht, zumindest nicht im Regionalexpress der […]
Zeitgeschichte in der Lyrik (5): Peter Hacks – Venus und Stalin
Nun denken wir mal an nichts und nehmen Anstoß an folgendem Gedicht: Venus und Stalin Sie, ihre Füße badend, trägt kein Kleid,Das zu durchnässen sie vermeiden müßte.Sie zeigt dem All in SommerheiterkeitDen Hintern und die weltberühmten Brüste. Er, nebst noch einer Schreibkraft, prüft, erwägt,Am Saum des Quellbachs hingesteckt, Berichte.Damit sie Zephir nicht von dannen trägt,Benutzt […]
4. Advent: Eine Weihnachtsgeschichte
Richtig isoliert von Sophie Kamann Die Morgenluft trug abgestandenen Weihnachtsduft über die Straße, an deren Ende gestern Abend noch Glühweinverkäufer und sogenannte Grillmeister ihr Unwesen getrieben hatten. Johann kannte die Art, mit der diese zwielichtigen Standbesitzer vor allem weibliche Passanten herbeilocken wollten. Ihr Humor war so dünn wie das Zeug, das manche von ihnen in […]
3. Advent: Ein Weihnachtskrimi
Weihnachtliche Achtsamkeit von Joan Weng Es war die Schuld der schönen Lau, wobei ich das Wort Schuld nicht mag, weil es so wertend ist. Also besser, es lag an der schönen Lau. Es ist im Übrigen eine prächtige Ausgabe der Mörike-Adaption des Nixenstoffes, im Urachhausverlag erschienen und eben in Hochglanzpapier geschlagen.
2. Advent: Eine Weihnachtsgeschichte
Das weiche Geschenk von Jürgen Block „Himmel!“ Bald ist es wieder so weit, Bescherung – und ich stehe mit Soraya vor dem Tannenbaum, „Vom Himmel hoch“ singend und ganz nebenbei abcheckend, was für Geschenke unterm Baum auf mich warten. Mit den Jahren hat man ja gelernt, vom Äußeren auf die inneren Werte zu schließen.
1. Advent: Ein Wintermärchen
Strickrausch von Horst-Dieter Radke Damals, als es noch richtigen Winter gab, überkam Oma Malwine jedes Jahr, wenn es begann, richtig kalt zu werden, spätestens aber in der Woche vor dem ersten Advent, ein Rausch der besonderen Art. Sie begann zu stricken, erst für ihren Mann und ihre Kinder, später für die Enkelkinder, dann für Bedürftige, […]
Zeitgeschichte in der Lyrik (4): Der Weberaufstand 1844
Verehrter Herr und König,Weißt du die schlimme Geschicht?Am Montag aßen wir wenig,Und am Dienstag aßen wir nicht. Und am Mittwoch mussten wir darbenund am Donnerstag litten wir Not;Und ach, am Freitag starbenWir fast den Hungertod! Drum lass am Samstag backenDas Brot fein säuberlich –Sonst werden wir sonntags packenUnd fressen, o König, dich! Georg Weerth (1844) […]
Musik und Schreiben
Musik hat ihren eigenen Kopf. Da hat man vor zig Jahren, gar nicht mehr wahr, noch auf seinem Dual-Plattenspieler Songs von „Supertramp“ gehört, und nun dies: Letztens zappe ich durch die Arte-Mediathek und landete wie von Frau Muse geführt beim Supertramp-Konzert „Live in Paris 1979“. Der Aufschrei der Mundharmonika beamte mich schnurstracks zurück in die […]
Wie ich mit Tsitsi Dangarembga im Radio war
Zwei Tage nach der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Tsitsi Dangarembga hat das Literaturhaus Köln die Preisträgerin eingeladen, und weil ich gerade in der Nähe bin, lasse ich mir die Gelegenheit nicht entgehen, „die weithin hörbare Stimme Afrikas der Gegenwartsliteratur“ (aus der Begründung für die Vergabe) live zu erleben. Live können auch WDR-3-Hörer […]